Bildungsinteressierte in Deutschland suchen immer häufiger das Beste aus beruflicher und akademischer Bildung, also eine Verbindung von Praxisbezug und Wissenschaftlichkeit. Das Hochschulsystem ist herausgefordert, gemeinsam mit den Akteuren der beruflichen Bildung darauf zu reagieren – also etwa Schnittstellen gut zu gestalten, gegenseitige Anrechenbarkeit von Teilleistungen sicherzustellen und Transparenz und Orientierung sicherzustellen. Allerdings jagen sich hochschulische Akteure und Akteure der beruflichen Bildung derzeit eher gegenseitig die Bildungswilligen ab, anstatt systematische und wechselseitige Übergänge zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu etablieren.
Als CHE beschäftigen wir uns schon lange mit den Schnittstellen zwischen akademischer und beruflicher Bildung. 2019 zeigte eine ausführliche Analyse den zunehmenden Bedarf nach einer Verschränkung der beiden Bildungsbereiche auf. Dies liegt u.a. an einer Abnahme der routinebasierten Arbeitsaufgaben; in vielen Praxisfeldern sind mittlerweile wissenschaftsbasierte analytische Kompetenzen unentbehrlich. Das führt zu veränderten Erwartungen an die nachschulische Bildung.
Auf dieser Seite möchten wir anhand unserer Publikationen und Analysen einen Überblick über zentrale Aspekte nachschulischer Bildung geben. Hierbei stehen besonders die Schnittstellen Hochschulzugang, Studium und Weiterbildung im Fokus.
Schnittstelle Hochschulzugang
Das Studium an einer deutschen Hochschule steht deutlich mehr Menschen offen, als die offiziellen Statistiken es bisher nahelegen. CHE Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass faktisch bis zu 80 Prozent der deutschen Bevölkerung studienberechtigt sein könnten. Denn seit über einem Jahrzehnt sind in Deutschland nicht nur Personen mit schulischer Hochschul- und Fachhochschulreife studienberechtigt, sondern auch Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung plus Berufserfahrung steht dieser Weg unter bestimmten Bedingungen offen. Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda kommentiert den CHE Befund: „Die Bildungskarrieren von heute könnten viel bunter sein. Wenn wir es nur wollen“.
Wie viele Studienberechtigte ohne Abitur den Schritt an die Hochschule bereits jetzt gehen, wertet das CHE jährlich für sein Informationsportal www.studieren-ohne-abitur.de aus. Aktuell nutzen rund 66.000 Menschen in Deutschland diesen dritten Bildungsweg, Tendenz steigend. Was es bei der Bewerbung um einen Studienplatz ohne Abitur oder sogar einem Medizinstudium ohne Abitur zu beachten gilt, klären dabei zwei Ratgeber-Broschüren des CHE aus der Reihe kurz + kompakt.
Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie kommt den Hochschulwebsites als Informationsquelle für alle potentiell Studieninteressierten eine große Bedeutung zu. Allerdings unterscheiden sich die Hochschulwebsites in ihrem Informationsgrad und der Nutzerfreundlichkeit noch deutlich, wie eine im Frühjahr 2020 veröffentlichte CHE Stichprobe zeigt. Hierbei wurden auch Nutzerprofile ohne Abitur berücksichtigt.
Schnittstelle Studium
Gerade beim Ausbau neuer Studienangebote, wie etwa bei akademisierten Angeboten im Gesundheitssektor, spielen berufserfahrene Studierende eine besondere Rolle, wie eine CHE Publikation aus 2020 zeigt.
Schnittstelle Weiterbildung
Immer mehr Hochschulen entdecken auch das Thema Weiterbildung für sich und machen entsprechende Angebote. Hauptzielgruppe sind Personen mit einem ersten Hochschulabschluss, aber auch beruflich Qualifizierten ohne (Fach-)Abitur stehen inzwischen etliche Angebote offen. Allein zwischen 2011 bis 2020 wurden 376 neue wissenschaftliche Weiterbildungsangebote an mehr als 100 Hochschulen in Deutschland implementiert, wie u.a. der CHECK Weiterbildung des CHE zeigt.
Neben berufsbegleitenden Bachelor- und Masterstudiengängen etablieren sich zunehmend kürzere Formate wie Zertifikatskurse und -programme oder Certificates of Advanced Studies (CAS) sowie Diplomas of Advanced Studies (DAS). Diese kompakten wissenschaftlichen Weiterbildungsangebote kommen den in der Regel erwerbstätigen Teilnehmenden oft mehr entgegen als längerfristige Studiengänge. Ebenfalls oft berufsbegleitend sind die meisten Teilzeitstudienangebote. Aktuell liegt der Anteil an Teilzeitstudierenden bei rund acht Prozent – ein Höchstwert in Deutschland trotz schlechter Rahmenbedingungen wie der jährliche CHECK des CHE zum Thema zeigt.
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