Hochschulen sehen sich immer mehr Erwartungen ausgesetzt. Die Anforderungen reichen von exzellenter Lehre über Spitzenforschung bis zur Lösung gesellschaftlicher und globaler Probleme. Gleichzeitig herrscht im Hochschulsystem – etwa durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz – eine große Veränderungsdynamik. Frank Ziegele und Ulrich Müller beschreiben in ihrem Buch „Die authentische Hochschule“, wie deutschen Hochschulen in dieser Situation eine passende und zukunftsfähige Profilierung gelingen kann.

Das Hochschulstudium hat sich ebenso wie die Erwartungen an Hochschulen verändert

Im deutschen Hochschulsektor galten für einen langen Zeitraum vermeintlich unumstößliche Fixpunkte, etwa: Hochschulbildung ist eine zusammenhängende Phase zwischen Schule und Beruf. Lehre findet im Hörsaal in Präsenz statt und vermittelt Fachwissen; Prüfungen fragen dieses Wissen dann ab. Ein Studium zielt auf einen großen Abschluss wie Bachelor oder Master, alles andere zählt als Studienabbruch. Entwicklungen wie der Digitalisierungsschub während der Corona-Pandemie oder der für jeden verfügbare Einsatz Künstlicher Intelligenz haben jedoch die Vorstellung, wie ein Studium auszusehen hat, grundlegend verändert.

Gleichzeitig werden an Hochschulen zunehmend komplexere Erwartungshaltungen gestellt. Sie sollen unter anderem akademische Fachkräfte ausbilden, Spitzenforschung betreiben und in ihre Region hineinwirken. Zu ihren Aufgaben zählt aber zunehmend auch, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme wie etwa dem Klimawandel oder der Krise der Demokratie beizutragen.

Hochschulen können nicht weitermachen wie bisher, sonst droht ein Bedeutungsverlust

Frank Ziegele und Ulrich Müller kommen deshalb in ihrem Buch „Die authentische Hochschule“ zu dem Schluss: Hochschulen können nicht bleiben und weitermachen wie bisher. „Wenn Hochschulen nicht auf die veränderten Rahmenbedingungen eines Studiums sowie den gestiegenen Anforderungen reagieren, agieren sie an der Nachfrage und letztlich an der Realität vorbei – dann droht ihnen schlimmstenfalls die Bedeutungslosigkeit“, urteilt Ulrich Müller.

„Wollen Hochschulen auch in den kommenden Jahrzehnten Relevanz haben und ihre Existenz sichern, müssen sie ganz neue Antworten finden auf die fundamentalen Fragen, wer was, von wem, womit, wann und wo lernen soll“, so der Leiter politische Analysen beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Authentizität als Schlüssel für zukunftsfähige Hochschulen

Authentizität ist dabei laut Müller und Ziegele der Schlüssel dafür, dass jede Hochschule ihre individuelle Rolle findet und für die Gesellschaft relevant und positiv prägend ist. „Eine zukunftsfähige Hochschule muss eine authentische Hochschule sein“, prognostiziert Frank Ziegele. Eine authentische Hochschule ist sich ihrer Identität bewusst und weiß, worin sie gut ist. Sie gleicht aber auch regelmäßig ihr Profil mit gesellschaftlichen Erwartungen, Trends und Bedarfen ab. Sie nutzt also ihre stabile Identität, die beschreibt, was die Hochschule im Kern ausmacht, um sich zu verändern.

„Hochschulen, die um ihre spezifischen Stärken wissen und in der Lage sind, auf dieser Basis Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen der Gegenwart zu finden, können die Chancen dieser Umbrüche für sich nutzen und dabei gleichzeitig Orientierung und Zuversicht schaffen“, so der Geschäftsführer des CHE.

Zwölf innovative Hochschulmodelle der Zukunft

Zur Illustration entwerfen die beiden Autoren zwölf innovative Hochschulmodelle der Zukunft, die aktuelle Trends im Hochschulsystem systematisch weiterdenken. Hierzu gehört etwa die Lernkonzept-Hochschule, welche die gesamte Institution inklusive aller Mitarbeitenden auf einen prägenden Lehr-Lern-Ansatz ausrichtet. Einen anderen Ansatz verfolgt etwa das Modell einer Grand-Challenge-University, die monothematisch in einem internationalen Zusammenschluss von Forschungsuniversitäten interdisziplinär und kollaborativ eine große globale Herausforderung wie den Klimawandel bearbeitet.

Frank Ziegele betont: „Die Idee der Profilbildung von Hochschulen ist schon 20 Jahre alt. Viele Universitäten und HAW sind da auch schon auf gutem Weg. Aber zwei Sachen ändern sich gerade rapide: Erstens öffnen sich ganz andere Profilierungsoptionen als noch vor kurzem. Mutige Akteure können die Ausdifferenzierung des Hochschulsystems weitertreiben als bisher vorstellbar war. Und zweitens wird Profilierung von einer ziemlich sinnvollen Option zu einer schlichtweg unumgänglichen Notwendigkeit.“

Mithilfe von Handlungsempfehlungen, Beispielen aus der Hochschulpraxis, Checklisten und Reflexionsfragen geben Frank Ziegele und Ulrich Müller dem Hochschulmanagement konkrete Hilfestellung bei der passenden und zukunftsfähigen Profilierung und weisen auf notwendige politische Rahmenbedingungen hin.

„Die authentische Hochschule – Wirksame Hochschulidentitäten in Zeiten des Umbruchs“ ist im März im Wiener Passagen Verlag erschienen. Die Autoren sind Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE, sowie Ulrich Müller, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter politische Analysen im CHE.  

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Die authentische Hochschule - Wirksame Hochschulidentitäten in Zeiten des Umbruchs 27. März 2024 4.74 MB 7221 downloads

Ziegele, Frank; Müller, Ulrich: Die authentische Hochschule - Wirksame Hochschulidentitäten...

Gastbeitrag von Frank Ziegele und Ulrich Müller zum Thema bei Research.Table (28.03.2024)

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"Die Ausdifferenzierung von Hochschulprofilen wird von der Kür zur Pflicht" 28. März 2024 127.12 KB 5538 downloads

Ziegele, Frank; Müller, Ulrich: "Die Ausdifferenzierung von Hochschulprofilen wird...

Kolumne von Frank Ziegele zum Thema in DUZ Wissenschaft & Management (04/24)

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"Orte der Zuversicht" 8. Mai 2024 52.06 KB 2806 downloads

Ziegele, Frank: "Orte der Zuversicht", in: DUZ Wissenschaft & Management, Ausgabe...

Ulrich Müller

Leiter politische Analysen

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Assistenz:
Tanja Ologe
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Arbeitsschwerpunkte:
Hochschulräte, Individuelle Studienfinanzierung / Studienkredite, Studienbeiträge, Student Services / Studentenwerke, Landeshochschulgesetze, Reformmonitoring, staatliche Steuerung

https://www.che.de/teams/ulrich-mueller