In einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekt führen das CHE und das Institut für Hochschulforschung (HoF) der Universität Halle-Wittenberg eine umfassende vergleichende empirische Analyse der traditionellen und neuen wissenschaftlichen Qualifikationswege durch. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Karriereverläufe von Juniorprofessor(inn)en, weshalb die Deutsche Gesellschaft für Juniorprofessur (DGJ) das Forschungsprojekt inhaltlich unterstützt. Die Laufzeit beträgt zweieinhalb Jahre. Zwischen- und Endergebnisse werden in Form von Veranstaltungen und Publikationen öffentlich gemacht.
Bis 2014 werden ca. zwei Fünftel der Universitätsprofessor(inn)en in den Ruhestand gehen und nach Berechnungen des Wissenschaftsrats von 2008 Zusatzbedarfe von 4.000 Professuren entstehen. Weiter in die Zukunft gerichtete Schätzungen gehen von einem zusätzlichen Bedarf von rund 16.000 Professorinnen und Professoren aus (bei einer – politisch gewollten – Verbesserung der Betreuungsquote sogar von bis zu 23.000). Dabei konkurrieren Juniorprofessor(inn)en sowie Nachwuchsgruppenleiter(innen) mit habilitierten Wissenschaftler(inne)n. Es ist offen, wie die unterschiedlichen Qualifikationswege akzeptiert werden.
Vor diesem Hintergrund analysieren CHE und HoF, inwiefern bedeutende Unterschiede in der Ausgestaltung der verschiedenen Stellenstrukturen für den Hochschullehrernachwuchs bestehen. Ferner wird erforscht, ob es neue Weichenstellungen an Hochschulen bezüglich der Ausgestaltung der neu berufenen Juniorprofessuren gibt. Wichtig erscheint v.a., ob die Kriterien der Zwischenevaluation transparenter kommuniziert werden als in der ersten Phase der Juniorprofessur und ob die Bedeutung der Zwischenevaluation als Selektionsinstrument zugenommen hat. Die Ergebnisse einer Untersuchung des CHE aus dem Jahr 2007 zeigten, dass die Zwischenevaluation kein wirkliches Selektionsinstrument darstellte (nur vier Prozent wurden negativ evaluiert). Es kann darüber hinaus gezeigt werden, welche Vor- und Nachteile sich durch den noch verhältnismäßig neuen Qualifizierungsweg „Juniorprofessur“ ergeben haben und welche Verbesserungsnotwendigkeiten daraus folgen. Zudem werden Anregungen für Verbesserungen aus einem internationalen Vergleichsbeispiel gewonnen. Dafür bietet sich das österreichische Wissenschaftssystem an. Dort wurde nach intensiven Diskussionsprozessen zwischen Universitäten, Gewerkschaften und Wissenschaftsministerium etwa zeitgleich mit der deutschen Juniorprofessur ein relativ stringenter wissenschaftlicher Karrierepfad etabliert, welcher – im Gegensatz zum Qualifizierungsmodell in deutschen Universitäten – differenzierte Karrierestufen vorsieht. Diese beinhalten auch alternative berufliche Optionen zur Professur (z.B. Lecturer) und ermöglichen zudem eine universitätsinterne wissenschaftliche Karriere. Zwei Fallstudien (Universität Wien und TU Graz) erlauben einen genaueren Blick auf die Vor- und Nachteile dieses Modells.
Die Gendersperspektive sowie der Zusammenhang zwischen Qualifikationswegen und sozialer Herkunft werden sich als Querschnittsthemen durch die gesamte Untersuchung von HoF und CHE ziehen.
Die Juniorprofessur - vergleichende Analyse neuer und traditioneller Karrierewege im deutschen Wissenschaftssystem 2.81 MB 1484 Downloads
Autoren: Burkhardt, Anke; Nickel, Sigrun; Berndt, Sarah; Püttmann, Vitus; Rathmann,...Was wird aus Juniorprofessor(inn)en? Zentrale Ergebnisse eines Vergleichs neuer und traditioneller Karrierewege in der Wissenschaft. CHE-Blickpunkt, ISBN 978-3-941927-57-5 642.47 KB 1837 Downloads
Autoren: Nickel, Sigrun; Püttmann, Vitus; Duong, Sindy: Was wird aus Juniorprofessor(inn)en?...Projektsteckbrief
- Titel: Forschungsprojekt "Karrierewege von Juniorprofessor(inn)en"
- Projektbeginn: 01.04.2012
- Projektende: 31.12.2016
- Projektleitung: Sigrun Nickel
- Projektmitarbeiter: Isabel Roessler