CHE-AP141: Deutsche Hochschulen und ihre Professor(inn)en pflegen bestimmte Annahmen darü-ber, wie die Studierenden sind (oder sein sollten) und wie sie studieren (sollten) - und an diesen Vorstellungen sind Studienangebote und -strukturen, aber auch die Bewer-tungsmaßstäbe ausgerichtet. Dennoch werden diese Annahmen oft nur implizit ge-macht und selten überprüft. Vorhandene Daten (z.B. aus Evaluationen und Befragun-gen) gehen kaum auf die Frage ein, wo Widersprüche zwischen den Annahmen der Hochschule und den Motiven, Wahrnehmungen und Bedingungen auf Seiten der Stu-dierenden liegen könnten. Doch wenn das, was die Studierenden ins Studium einbrin-gen wollen und können, nicht zu dem passt, was die Lehrenden von ihnen erwarten und das Studium von ihnen abfordert, steigt nicht nur Frustration und Unzufriedenheit auf beiden Seiten, sondern es sinkt auch die Wahrscheinlichkeit des Studienerfolgs.
Im vorliegenden Papier werden die Ergebnisse von einer Studierenden- und einer Pro-fessor(inn)en-Befragungen vorgestellt. In weiten Teilen kommen die Studierenden zu ähnlichen Einschätzungen wie die Lehrenden, aber in einzelnen Bereichen tun sich erhebliche Unterschiede auf. Diese Diskrepanzen deuten auf ein Muster hin: Misserfolg im Studium wird eher als Versagen der Studierenden rekonstruiert denn als ein Versa-gen der Hochschule. Der Diskurs der Studierunfähigkeit erörtert die Frage eines mögli-chen Misserfolgs im Studium unter dem Gesichtspunkt der Schuldfrage und misst die Individuen an einer normierten Schablone, der gegenüber dann Defizite wahrnehmbar werden.Autoren:
Berthold, Christian; Kessler, Marte Sybil; Kreft, Anne-Kathrin; Leichsenring, Hannah: Schwarzer Peter mit zwei Unbekannten. Ein empirischer Vergleich der unterschiedlichen Perspektiven von Studierenden und Lehrenden auf das Studium, 2011,
ISSN 1862-7188
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