Seit 1998 gibt es das Hochschulranking des CHE. Millionen Studierende haben bereits die Ergebnisse als Entscheidungshilfe genutzt. Doch wie entsteht der umfassendste und detaillierteste Hochschulvergleich im deutschsprachigen Raum eigentlich? Wie laufen die Befragungen ab und was macht das Team der CHE-Rankerinnen und Ranker eigentlich während des Jahres? Antworten bietet ein Blick hinter die Kulissen.

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben ein Reisebüro und Ihre Kund*innen fragen: Welches ist der beste Urlaubsort? Eine schwierige Frage: Schließlich kann es für die Großfamilie eine Ferienwohnung in Schweden und für die Abi-Clique eine günstige Herberge auf Mallorca sein. Die Hotels sind bei der Antwort keine Hilfe, würde doch wohl jedes behaupten, den besten Urlaubsort anzubieten. Dazu ändern sich in jedem Jahr wichtige Kriterien wie Zimmerpreise oder Bettenanzahl, neue Unterkünfte und Angebote kommen hinzu. Und auch der Service oder die Küche können sich über die Jahre ändern – zum Guten oder Schlechten.

Abiturientinnen und Abiturienten stehen vor einer ähnlichen Frage mit viel größerer Tragweite: Welches ist die beste Hochschule? Bei mehr als 20.000 Studiengängen an mehr als 400 Hochschulen ist das unmöglich zu beantworten, zumal auch hier die Geschmäcker verschieden sind. Die Qualität eines Studienganges hängt von verschiedensten Faktoren ab, manchmal an einer einzigen Professur. Und die Hochschulen finden sich selbst natürlich alle klasse.

Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung will Studieninteressierte bei ihrer Hochschulwahl unterstützen, musste dafür aber– wie bei der Urlaubswahl – zunächst die Frage ändern. Statt „Welches ist die beste Hochschule?“ heißt es: „Welches ist die Hochschule, die am besten zu mir und meinem Studienwunsch passt?“ Um diese Frage bestmöglich zu beantworten, sammelt, reist, rechnet, programmiert und kommuniziert das achtköpfige Team des CHE Rankings seit mehr als 25 Jahren. Das Ergebnis ist ein Ranking, das unterschiedliche Faktoren für die Wahl des Studienortes in einzelnen individuell gestaltbaren Rankinglisten abbildet.

 

Die Vorbereitung: Doodle und Dekane

35 Fächer umfasst das CHE Ranking aktuell. Die Auswahl reicht von A wie Architektur bis Z wie Zahnmedizin. Doch keines dieser 35 Fächer ist wie das andere. In der Chemie ist eine gute Laborausstattung wichtig, bei den Sportwissenschaften gute Trainingsmöglichkeiten. Auch innerhalb der Fächer ist ständig Bewegung. Neue Studienrichtungen entstehen, wie etwa Medieninformatik oder Pflegewissenschaften. Jedes Fach wird vom CHE alle drei Jahre untersucht bzw. neu gerankt.

Zu jedem untersuchten Fach gibt es im Frühjahr einen sogenannten Fachbeirat. Hier treffen sich Fachvertreter, wie Professor*innen oder Dekan*innen, aber auch Studierende, mit dem CHE Ranking-Team. In dieser Runde wird diskutiert, welche aktuellen Informationen im Ranking abgebildet werden sollen. Nur wenn das Ranking-Team um Projektleiterin Sonja Berghoff am Puls der Fächer bleibt, können sie sicher sein, auch für das Fach aussagekräftige Zahlen, Daten und Fakten – sogenannte Indikatoren zu erheben. Wichtig ist aber auch, was den angehenden Studierenden unter den Nägeln brennt.

 

Das Team des CHE Hochschulrankings

 

Die Datensammlung: Über Wiesbaden und Jülich in die Datenbank

 Sommer und Herbst steht bei den Rankerinnen und Rankern im Zeichen der Datensammlung. Quellen sind die Hochschulen selbst und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Wie hoch ist die Durchschnittsmiete für Wohnheime in Aachen? Wie viele Menschen studieren an der Uni Saarbrücken BWL? Um auf diese und viele andere Fragen Antworten zu geben, werden umfassende Informationen eingeholt, die für Studieninteressierte wichtig sein könnten. Eine der kompliziertesten Abfragen ist die sogenannte Bibliometrie. Hierbei wird gemessen, wie oft und in welchen Fachzeitschriften die Wissenschaftler*innen ihre Ergebnisse veröffentlicht haben. Das ist nicht ganz unwichtig für diejenigen, die später mal selbst Forschungsergebnisse an der Uni veröffentlichen wollen. Da das CHE nicht sämtliche Fachmagazine für alle Fächer auswerten kann, holt es sich Unterstützung beim Forschungszentrum Jülich. Alle Daten landen am Ende in einer Datenbank, die stetig wächst.

 

Die Onlinebefragung: Authentische Einschätzungen gibt’s nur von Studierenden

Wenn Studierende und Hochschulmitarbeitende im Herbst aus den Semesterferien zurückkehren, steht das Herzstück des CHE Rankings an – die Studierendenbefragung. Im Gegensatz zu anderen Hochschulrankings fließen beim CHE Ranking auch die persönlichen Urteile der Studierenden mit ein. Denn, so die Überzeugung des CHE, eine authentische Einschätzung bekommt man nur von den Studierenden selbst. Stellvertretend für die Studieninteressierten stellt das Team Studierenden Fragen wie etwa: Wie gut ist das W-Lan-Netz auf dem Campus, die Bibliothek oder das Lehrangebot? Hierfür können die Befragten bis zu fünf Sterne vergeben. Hierfür sendet das CHE einen passwortgeschützten Zugang zu einem Onlinefragebogen an die Hochschulen, welche diese an die Studierenden weiterleiten. Alles bleibt komplett anonym – das Ranking-Team kann nicht sehen, wer angeschrieben wurde und teilgenommen hat, genauso wenig wie die Hochschulen. Neben den rund 120.000 befragten Studierenden werden auch die Professorinnen und Professoren befragt. Sie geben u.a. an, welche Kompetenzen man für ein Studium mitbringen muss oder im Studiengang erwirbt. Alle diese Aussagen und Bewertungen fließen auch in die große Datenbank.

 

Die Auswertung: Viele Berechnungen, viele Ergebnisse

Das neue Jahr beginnt für das Ranking-Team mit einer Checkliste: Sind alle Daten gesammelt? Haben alle Hochschulen ihre Informationen geschickt? Liegen die Ergebnisse der Studierenden- und Professor*innen-Befragungen vor? Ist alles abgehakt, kann die Auswertung beginnen. Denn damit aus der Unmenge an Daten ein Ranking werden kann, müssen die Ergebnisse im Verhältnis betrachtet werden. Deshalb gibt es in jedem Fach eine Vielzahl unterschiedlicher Ranglisten. Hinter jedem Ergebnis stecken Monate der Rechnerei, Stichproben und eine Kontrolle nach dem Vier-Augen-Prinzip. Bis zum Frühjahr muss dann alles fertig gerechnet sein – eine Punktlandung im doppelten Sinne.

 

Die Veröffentlichung: Kommunikation ist alles  

Von April bis Anfang Mai herrscht für alle im Ranking-Team Urlaubssperre, denn der große Moment steht an: Die Veröffentlichung der aktualisierten Ranking-Ergebnisse bei HeyStudium. Ein Auszug der Daten, sogenannte Kompaktlisten, findet sich im Studienführer der ZEIT, der zeitgleich veröffentlicht wird. Jeder Studieninteressierte kann nun online angeben, welche Kriterien ihm bei seiner zukünftigen Hochschule wichtig sind, kann Fachbereiche und Hochschulstädte miteinander vergleichen – und das mit aktuellen Zahlen, Daten, Fakten und Urteilen. Jetzt sind bei den Rankern vor allem die Kommunikationskünste gefragt. So manches Telefon glüht noch nach Feierabend, wenn Hochschulen oder Medien Fragen zu Ergebnissen und Methodik haben. Zeit für ein Aufatmen nach den Mühen des vergangenen Jahres bleibt nur selten. Schließlich hat die Arbeit für das Ranking des nächsten Jahres schon längst begonnen – oder wie es intern heißt: „Nach dem Ranking ist vor dem Ranking“.

Mehr Infos zur Methodik, den Indikatoren und Erhebungen des CHE Hochschulrankings finden sich auf der entsprechenden Methodik-Seite im Netz.

Sonja Berghoff

Leitung nationale Rankings

Tel.: +49 5241 9761-29
Fax: +49 5241 9761-40
E-Mail: Sonja.Berghoff@che.de

Assistenz:
Tina Schürmann
Tel.: +49 5241 9761-39

http://che.de/team/sonja_berghoff