Private Hochschulen erleben einen Boom. Zwei der drei größten deutschen Hochschulen sind mittlerweile in privater Trägerschaft. Der überwiegende Teil der privaten Hochschulen hat aber weniger als 1.000 Studierende, befindet sich in einer Großstadt und bietet ein schlankes Studienangebot. Zu diesem Ergebnis kommt ein DatenCHECK des CHE, der die Profile von staatlichen, kirchlichen und privaten Hochschulen miteinander verglichen hat. Die Veröffentlichung ist Teil des Projektes nsh-inno, das untersucht, welche Transferbeiträge private und kirchliche Hochschulen in Abhängigkeit von Typ und regionalem Umfeld leisten.
Im Vergleich zu staatlichen Hochschulen erleben nicht-staatliche und davon besonders private Hochschulen in Deutschland gerade einen Boom. Im vergangenen Wintersemester 22/23 waren 12 Prozent aller Studierenden an einer privaten Einrichtung immatrikuliert. Von den aktuell 427 Hochschulen in Deutschland befinden sich 64 Prozent in staatlicher, 27 Prozent in privater und 9 Prozent in kirchlicher Trägerschaft.
Private Hochschulen sind im deutschen Hochschulsystem ein neues Phänomen. Während manche staatlichen Universitäten wie die Universität Heidelberg oder die Universität zu Köln bereits seit dem Mittelalter existieren und auch viele der kirchlichen Hochschulen auf eine lange Historie zurückblicken können, wurden zwei Drittel der im August 2023 im HRK Hochschulkompass erfassten privaten Hochschulen erst im neuen Jahrtausend gegründet, sechs davon allein seit 2020.
Nicht zuletzt deswegen werden private und auch kirchliche Hochschulen als weitere nicht-staatliche Hochschulen derzeit im Rahmen einer aktuellen BMBF-Förderlinie untersucht, in der auch das gemeinsame Projekt nsh-inno des CHE und des Fraunhofer ISI gefördert wird. Das Projekt beschäftigt sich mit den Transferbeiträgen nicht-staatlicher Hochschulen. Ein aktueller DatenCHECK des CHE zeigt nun auf, wo sich staatliche, private und kirchliche Hochschulen unterscheiden. Grundlage sind Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des HRK Hochschulkompasses.
Staatliche und private Hochschulen sind in allen Bundesländern vertreten. Kirchliche Hochschulen gibt es dagegen nur in zehn Bundesländern, vor allem im Südwesten der Republik. Kirchliche und staatliche Hochschulen findet man in Städten mit unterschiedlicher Einwohnerzahl. Bei den privaten Hochschulen gibt es eine starke Konzentration auf Großstädte. Mehr als die Hälfte der Hochschulstandorte befinden sich in Städten mit mehr als einer halben Millionen Einwohnern. „Die privaten Hochschulen eröffnen gezielt dort Dependancen, wo es eine große Studierendennachfrage gibt, und das sind natürlich primär die großen Städte oder Ballungsräume“, so erklärt Cort-Denis Hachmeister, Senior Expert Datenanalyse beim CHE die Größenunterschiede.
Signifikante Unterschiede zeigen sich auch bei den Studierendenzahlen je Hochschule. „Während bei einem überwiegenden Teil der staatlichen Hochschulen jeweils mehr als 5.000 Menschen studieren, bewegen sich die Studierendenzahlen der meisten privaten Hochschulen eher im dreistelligen Bereich“, verdeutlicht Cort-Denis Hachmeister, schränkt jedoch ein: „Gleichzeitig finden sich unter den Top 3 der Hochschulen mit den meisten Studierenden in Deutschland mittlerweile aber auch zwei private Institutionen.“ Kirchliche Hochschulen seien oft noch kleiner als private: „Rund 40 Prozent der kirchlichen Hochschulen haben weniger als 100 Studierende auf dem Campus“, so Hachmeister.
Sowohl private als auch kirchliche Hochschulen konzentrieren sich oft nur auf ein kleines Fächerspektrum vornehmlich aus den Rechts- Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, aber auch Medizin/ Gesundheitswissenschaften bzw. Theologie und Kirchenmusik an den kirchlichen Hochschulen. Rund 80 Prozent der privaten und rund 45 Prozent der kirchlichen Hochschulen sind Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Sie bieten nur selten mehr als 20 verschiedene Studiengänge an, während über 60 staatliche Hochschulen (mehrheitlich Universitäten) über 100 Studiengänge anbieten.
Der DatenCHECK 4/2023 „Private und kirchliche Hochschulen“ ist Teil einer Vorrecherche zum Projekt nsh-inno – Nicht-staatliche Hochschulen im Innovationssystem-Kontext.
In den nächsten Schritten des Forschungsprojektes nsh-inno wird untersucht, ob diese Besonderheiten auch Auswirkungen auf die Transferaktivitäten der Hochschulen haben. Dafür wird zunächst eine Clusterung der nicht-staatlichen Hochschulen auf Basis der hier vorgestellten und weiterer Aspekte vorgenommen und anschließend das Transfergeschehen der einzelnen Cluster eingehender untersucht.
„Die Analyse wird zeigen, ob die nicht-staatlichen Hochschulen auch in Bereichen jenseits der Studierendeneinwerbung besonders herausstechen und auf ganz eigene Art an Wissenstransfer herangehen”, äußert sich Hendrik Berghäuser vom ISI Fraunhofer gespannt auf die kommenden Monate.
Das im Juni 2023 gestartete Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, kurz BMBF, unter dem Förderkennzeichen 16NISTA14B gefördert und ist auf drei Jahre angelegt.
DatenCHECK 4/2023: Private und kirchliche Hochschulen 26. Oktober 2023 0.00 KB 8964 downloads
Hachmeister, Cort-Denis: DatenCHECK 4/2023: Private und kirchliche Hochschulen, CHE,...Wo stehen die privaten Hochschulen? (Interview Cort-Denis Hachmeister im Deutschlandfunk 26.10.2023) 27. Oktober 2023 0.00 KB 6761 downloads
Cort-Denis Hachmeister äußert sich im Interview mit dem Deutschlandfunk zu den...
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