In diesen Tagen erhalten wieder viele Schülerinnen und Schüler ihre Abiturzeugnisse. Die meisten Studienangebote in Deutschland stehen ihnen dann komplett ohne Auswahlverfahren offen. Zum kommenden Wintersemester gibt es für weniger als 40 Prozent aller Studienangebote an deutschen Hochschulen einen Numerus Clausus, also eine Zulassungsbeschränkung. In Thüringen und Rheinland-Pfalz sind sogar weniger als ein Viertel aller Angebote zulassungsbeschränkt. Die höchsten NC-Anteile gibt es in Hamburg, dem Saarland und Berlin. Dies zeigt der jährliche CHECK Numerus Clausus des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
In Hamburg, dem Saarland und Berlin sind im kommenden Wintersemester 2022/23 zwei von drei Studienangeboten zulassungsbeschränkt. Das bedeutet, es wurde für die Studienangebote eine Höchstzahl von Studierenden festgelegt, die aufgenommen werden können. Studieninteressierte müssen sich dann für einen Studienplatz bewerben und können sich nicht einfach einschreiben. Die Studienplätze werden dann nach verschiedenen Kriterien vergeben, unter anderem nach der Abiturnote. Hamburg konnte seine NC-Quote gegenüber dem Vorjahr zwar leicht senken, weist mit 64,8 Prozent aber erneut den höchsten Anteil im Ländervergleich auf. Es folgen das Saarland und Berlin mit 64,1 bzw. 60,8 Prozent.
Die besten Chancen auf einen Studienplatz haben Studieninteressierte in Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen. So sind etwa in Thüringen vier von fünf Studienangebote zulassungsfrei, stehen also allen Interessierten mit einer Hochschulzugangsberechtigung, wie etwa dem Abitur, offen. Deutschlandweit ist die NC-Quote erneut gesunken und liegt aktuell bei 39,7 Prozent.
„Gerade nach den herausfordernden letzten beiden Jahren ist es eine gute Nachricht für die Studieninteressierten des aktuellen Abiturjahrgangs, dass ihnen mehr als die Hälfte aller Studienangebote ohne Einschränkung offensteht“, kommentiert CHE Geschäftsführer Frank Ziegele die Ergebnisse. „Es spricht für eine umsichtige Planung von Hochschulen und Politik, dass trotz anhaltend hoher Studierendenzahlen die NC-Quote bei Bachelorstudiengängen seit 2013 um mehr als 11 Prozentpunkte gesunken ist“, so Ziegele.
Im Städte-Vergleich zeigen sich weiterhin recht deutliche Unterschiede. Größte Chancen auf einen Studienplatz in einer Hochschulstadt mit mehr als 60.000 Studierenden haben Bewerber*innen in Aachen. Hier liegt die NC-Quote bei der diesjährigen Auswertung des CHE bei 25 Prozent. Die Höchstwerte unter allen Hochschulstädten mit mehr als 17.000 Studierenden haben Saarbrücken und Leipzig mit 64 bzw. 61 Prozent.
„Sollte der Wunschstudiengang an der Lieblingshochschule mit einem Numerus Clausus belegt sein, lohnt sich eigentlich immer der Blick auf andere Hochschulen“, rät Cort-Denis Hachmeister. Hier gebe es oft gleichwertige Studienangebote ohne Zulassungsbeschränkungen, so der Experte für Hochschulzugang bei CHE. „Außer in den wenigen bundesweit zulassungsbeschränkten, universitären Studienfächern Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie sowie in Psychologie gibt es praktisch immer auch eine Studienalternative ohne Zulassungsbeschränkung an einer staatlichen Hochschule“ so Hachmeister weiter.
Je nach Fach, Hochschultyp und Abschlussart variiert die Numerus-Clausus-Quote ebenfalls stark: In den Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften ist bundesweit etwa jeder zweite Studiengang zulassungsbeschränkt. In den Ingenieurwissenschaften stehen rund zwei Drittel der Angebote allen Erstsemestern unabhängig von ihrer Abiturnote offen.
Studiengänge an Universitäten sind zu einem geringeren Anteil (36,9 %) mit einem NC belegt als die an Hochschulen für angewandte Wissenschaften / Fachhochschulen (41,3 %). Bachelorstudiengänge weisen mit 40,0 Prozent NC-Quote einen leicht höheren Wert als der Masterbereich (39,5 %) auf.
Über die Publikation:
Grundlage des „CHECK – Numerus Clausus an deutschen Hochschulen 2022/23“ sind die NC-Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz für rund 21.300 Studienangebote im Wintersemester 2022/23 sowie entsprechende Daten der vergangenen Jahre. Die Länderquoten wurden bezogen auf den Hauptsitz der Hochschule ermittelt. Bei ortsbezogenen NC-Quoten werden alle Studienangebote am Studienort gezählt. Dadurch kann es bei Stadtstaaten zu kleineren Abweichungen zwischen Landes- und Ortsquote kommen. Bundesland, Hochschultyp, Abschlussart und Fächergruppe dienten als Analysekriterien für die Autor*innenteam Anna Gehlke, Cort-Denis Hachmeister, und Lukasz Hill. Alle Grafiken des CHECKs stehen in der Flickr-Cloud des CHE Interessierten zur freien Verfügung.
Interaktive Grafiken zur Veröffentlichung – Link