Liebe Leserinnen und Leser,
schön, dass wir einige von Ihnen am Dienstag beim Forschungsgipfel in Berlin gesprochen oder Ihnen zumindest von Ferne zuwinken konnten! Schön, diese Klassentreffen, sie bieten schließlich immer reichlich Diskussionsstoff (Das ist wichtig). – Das CHE stellt heute eine neue Studie zur Finanzautonomie vor. Wie es um selbige steht, analysiert Ulrich Müller vom CHE im Gastkommentar. Und Martin Spiewak entlässt Sie mit einer kleinen Fußnote in ein Sonnenwochenende!
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Innovation, Innovation, Innovation
Sehen und gesehen werden, das war vorgestern beim übrigens auffällig männerlastigen Forschungsgipfel   im Berliner Allianz-Forum das Motto der Stunde. Besonders beäugt: BMBF-Chefin Anja Karliczek, die hier vor der breiteren Scientific Community ihren zweiten Auftritt hatte. Ihren Status als Neuling kommentierte sie lässig: „Ich bin zwar neu im Amt, aber nicht neu auf der Welt.“ In ihrer Rede, in der das Wort „Innovation“ 29 Mal vorkam, appellierte sie an die Forscherinnen und Forscher, die Arbeit für das Wohl der Menschen in den Fokus zu rücken. Außerdem müsse Deutschland mehr „Risiko wagen“ und die „Basis der Innovationsbereitschaft verbreitern“ – und zwar, so kündigte Karliczek an, mithilfe einer „Agentur für Sprunginnovation“ (Stifterverband). Die anwesenden Wirtschaftsvertreter freuten sich über den Rückenwind, der ihnen die neue Innovationsgläubigkeit des BMBF womöglich beschert. Die Geistes- und Sozialwissenschaften freilich, die womöglich kritisch nach den sozialen Kosten der erwünschten Disruptionen gefragt hätten, wurden von Karliczek leider nicht erwähnt und müssen hoffen, irgendwie mitgemeint gewesen zu sein. (Handelsblatt
  
 
 
Wer schreibt PUSH II?
Auch die Bedeutung einer besseren Wissenschaftskommunikation wurde von Anja Karliczek betont. Die neuen Begriffe und Konzepte, die auch aus der Forschung kämen – AI, Big Data & Co – veränderten sich schneller, als die meisten Menschen verstünden. Entsprechend brauche es mehr Willen und Kapazitäten, sich der Erklärung und Vermittlung zu widmen. Jens Rehländer, Pressesprecher der VokswagenStiftung, hat anlässlich der aktuellen Debatten an ein Memorandum von 1999 erinnert: „PUSH“ („Public Understanding of Science and The Humanities“), das – so schreibt Rehländer bei wissenschaftskommunikation.de – „der Startschuss für eine atemberaubende Aufrüstung der Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen mit Kommunikationsstäben und Marketingabteilungen“ gewesen sei. Und wo stehen diese heute? Ist es womöglich an der Zeit für ein erneut in gemeinsamer Anstrengung verfasstest Memorandum PUSH II? Rehländer: „Bis zum 27. Mai 2019 sind es noch fast 13 Monate. Dann feiert PUSH das 20. Jubiläum. Kriegen wir bis dahin ein neues, die Wissenschaft und die Gesellschaft gleichermaßen mobilisierendes Memorandum hin? Wer fängt an?“ Bühne frei!
  
 
 
Neue Attacke auf die CEU
Die Central European University (CEU) in Budapest wehrt sich gegen eine neue Attacke auf die Freiheit und Integrität ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Orban-treue Magazin Figyelo listete kürzlich 200 Namen von Universitäts- und NGO-Angehörigen sowie Journalisten und bezeichnete sie als „Söldner“ von George Soros. CEU-Rektor Michael Ignatieff sagte in einer Pressemitteilung:„This is a flagrant attempt at intimidation that is dangerous for academic freedom and therefore for all of Hungarian academic life.“ (Independent; taz
  
   
 
 
   
   
   
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Kandidaten für den Ars-Legendi-Preis gesucht
Mit dem Ars-Legendi-Preis zeichnen der Stifterverband und die HRK Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die exzellente Leistungen in der Hochschullehre zeigen. In diesem Jahr richtet sich der Fokus auf das "kompetenzorientierte und innovative Prüfen". Falls Sie also einen Kollegen oder eine Kollegin kennen, die wegweisende Prüfungen veranstalten, dann überzeugen Sie Ihren Fachbereich oder eine Fachschaft davon, ihn oder sie vorzuschlagen. Bewerbungsschluss ist der 29. Juni 2018.   

Ein Herz für Studentinnen und Studenten ...
... sollten Sie haben, und natürlich Ahnung vom Managen eines Dienstleistungsunternehmens, dann könnte es Sie nach Dortmund ziehen, wo eine neue Geschäftsführerin/ein neuer Geschäftsführer für das Studierendenwerk gesucht wird. Näheres dazu im Stellenmarkt der neuen ZEIT.
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Gastkommentar
 
 
   
von Ulrich Müller
   
 
   
Finanzautonomie: Ausbleibender Rückschritt ist noch lange kein Fortschritt 
Vor genau 25 Jahren wetterte Konrad Schily, Gründungspräsident der privaten Universität Witten/Herdecke, in seinem Buch „Der staatlich bewirtschaftete Geist“ leidenschaftlich gegen die Hochschulpolitik seiner Zeit: Die Universitäten seien „nicht nur über die Herkunft ihrer Finanzen an den Staat gebunden, sondern auch im Umgang mit ihren Geldern und letztlich bei ihrer Verwendung. Mit den staatlichen Rahmenbedingungen werden die bekannten Schwierigkeiten bürokratischer Strukturen in das Hochschulwesen übertragen.“ Sein Fazit: Die Wissenschaft werde in einem geradezu planwirtschaftlichen System verwaltet. 
Seit 1993 hat sich viel geändert. Die Bedeutung von Zweit- und Drittmitteln ist deutlich gewachsen. Den Hochschulen wurden Autonomie und weitreichende Entscheidungsrechte in Bezug auf die Gestaltung der Hochschulhaushalte gewährt. „Finanzautonomie“ wird allerorten politisch deklariert. 
Aber sind die Steuerungsinstrumente und formalen Regelsystemen wirklich so gestaltet, dass im Entscheidungsalltag von Hochschulen die strategische Handlungsfähigkeit der Hochschulen gewährleistet ist? Eine heute veröffentlichte Studie des CHE nimmt den faktischen Autonomiestatus der Hochschulen in den Blick. Im Ergebnis zeigt sich: Die einmal gewährten Handlungsspielräume der Hochschulen im Bereich der Finanzen sind über die Jahre trotz wechselnder Landesregierungen erhalten geblieben – ein vielfach befürchteter Rollback hat nicht stattgefunden. 
Aber ausbleibender Rückschritt ist noch lange kein Fortschritt. Finanzautonomie ist nicht etwas, das man einmal einführt und das dann auf ewig weiterbesteht; sie muss verteidigt werden. Das widersprüchliche Nebeneinander alter und neuer Steuerungsinstrumente verdeutlicht: Das deutsche Hochschulsystem ist immer noch in einem Stadium des Übergangs. Die Lehrverpflichtungs- und Kapazitätsverordnung (LVV, KapVO), der Stellenplan oder informelle Interventionen engen den Handlungsspielraum von Hochschulen weiter ein. 
Die bisherige Autonomiegewährung hat sich bewährt. Es wird Zeit, einen Schritt weiter zu gehen! Nötig sind nun Gesetze und Steuerungsmodelle, die konsequenter als bisher auf die Gestaltungsfreiheit der Hochschulen setzen. Im Bereich der Finanzen wird Eigenverantwortung konkret. Von Friedrich Merz stammt die Forderung, das Steuersystem müsse so übersichtlich und schlank gehalten werden, dass eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passt. Den Hochschulen in Deutschland wäre schon geholfen, wenn die Regelungen zu Hochschulfinanzen radikal verschlankt, vereinfacht und verknüpft würden, dass sie auf wenige DIN A 4-Seiten passen. Und, auch wenn sich derzeit kein Politiker herantraut: Nicht zuletzt gehört zur Finanzautonomie auch die Freiheit, auch „Drittmittel für die Lehre“ zu akquirieren, also Absolventenbeiträge einzuführen.
 
Ulrich Müller ist Leiter „Politische Analysen“ im Centrum für Hochschulentwicklung
   
 
   
 
 
 
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
»Hitler war ein guter Mann«, sagt die Mitschülerin An Deutschlands Schulen werden Juden beleidigt und bedroht. Die jüngsten Vorfälle haben auch Politiker aufgerüttelt – aber was kann man gegen den Antisemitismus unter Jugendlichen tun, ganz praktisch? 
 
Weise für das Land Die große Koalition will einen »Nationalen Bildungsrat« einrichten. Noch weiß niemand, was er genau tun soll. Wir hätten da ein paar Vorschläge »Ich sorge mich um meine Lieder« Von Mädchen ist in seinen Texten nicht so viel die Rede. Werden seine bekanntesten Hits deshalb bald aus Kitas und Schulen verbannt? Fragen an den Liedermacher Rolf Zuckowski

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
Fußnote
 
 
   
   
 
   
Die Welt gerät aus den Fugen, alles wird immer schlimmer, Fakten zählen nicht mehr: das ist der Grundsound unser auf Negativnachrichten gepolten Wahrnehmung. Aber stimmt es nicht auch? Nein, es stimmt nicht. In der langen Perspektive wird (fast) alles besser – es gibt weniger Gewalt, mehr Demokratie und Wohlstand, größeren Einfluss der Wissenschaft. Niemand konnte das so eindrucksvoll vermitteln wie der der schwedische Gesundheitsforscher Hans Rosling. Vergangenen Oktober ist er viel zu früh gestorben, jetzt ist postum das (von seinem Sohn und seiner Frau herausgegebenes) Buch herausherausgekommen, das den schönen Titel trägt "Factfullness. Wie wir lernen die Welt so zu sehen wie sie wirklich ist". Harte Kost für alle Pessimiten – für alle Optimisten ein Lesefest. Wer es kürzer mag und in großartiger Performance von Rossling: https://www.youtube.com/watch?v=hVimVzgtD6w.
Martin Spiewak
   
 
   
 
 
   
Ein strahlendes Frühlingswochenende wünscht Ihnen schon heute

Ihr CHANCEN-Team

PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an – unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
   
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