DatenCHECK 1/2023

Promotionen am häufigsten in Naturwissenschaften und Medizin

Promotionen stellen den höchsten Studienabschluss in Deutschland dar. Gleichzeitig beinhalten Promotionen auch immer das Verfassen und Veröffentlichen einer (ersten eigenständigen) wissenschaftlichen Arbeit. Sie können damit sowohl als Studienabschluss, als Qualifikation für eigenständiges, wissenschaftliches Arbeiten, ggf. sogar für eine Professur, als auch als ein Indikator für eine bestimmte Form von Forschungsaktivitäten im Fach bzw. an der jeweiligen Hochschule verstanden werden. Die Daten zeigen, dass sich die absoluten und (an der Anzahl der universitären Abschlüsse auf Masterniveau) relativierten Häufigkeiten von Promotionen von Fach zu Fach stark unterscheiden.

Zunächst aber ein Blick auf die bundesweiten Zahlen in der unten stehenden Grafik. Gegenüber der insbesondere bis 2011 stark gestiegenen Zahl der Studienanfänger*innen (erstes Hochschulsemester) erscheint die Anzahl der jährlichen Promotionen vergleichsweise unverändert. Sie schwankt zwischen etwa 23.000 und 29.000 Promotionsabschlüssen pro Jahr, wobei auch hier ein leichter Anstieg ab 2011 gegenüber den Jahren davor zu verzeichnen ist. Im Jahr 2020 ist eine „Corona-Delle“ erkennbar.

Dass sich gestiegene Anfänger*innenzahlen nicht (bereits) in gestiegenen Promotionszahlen niederschlagen könnte an einem "Deckeneffekt" liegen - dass die Anzahl der Promotionsmöglichkeiten, insbesondere deren Finanzierung z.B. durch Stipendien oder Projektstellen nicht im selben Umfang zugenommen haben.
Eine weitere Erklärung wäre, dass der hier abgebildete Zeitraum noch nicht groß genug ist: Die Studienanfänger*innen des "Peak-Jahres" 2011 hätten nach einem Studium in Regelstudienzeit (5 Jahre) und einer direkt anschließenden Promotion mit einer durchschnittlichen Länge von 4 Jahren theoretisch im Jahr 2020 fertig sein können. Der Großteil der Studierenden braucht jedoch länger als die Regelstudienzeit bis zum Studienabschluss. Eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigte auch eine in den letzten Jahren (bis 2021) gestiegene Anzahl von Promovierenden (noch im Verfahren befindlichen), die die These bestätigt, dass der Höhepunkt bei den Promotions(abschluss)zahlen erst noch bevorstehen könnte. Zum Stichtag 1.12.2021 waren rund 200.300 Studierende in einen Promotionsstudiengang eingeschrieben.

Eine weitere mögliche Erklärung könnte aber auch sein, dass die zusätzlichen Studienanfänger*innen nicht auf die Fächer entfallen, in denen besonders häufig promoviert wird. Die unten stehende Tabelle zeigt die durchschnittliche Anzahl der Promotionen in den Jahren 2019-2021 nach Fächern. Der Drei-Jahres-Zeitraum wurde gewählt, um die jährlichen Schwankungen etwas zu glätten.
Über die Hälfte der rund 27.500 jährlichen Promotionen im Durchschnitt der Jahre 2019-2021 entfällt schon auf die sieben erstgenannten Fächer in der Tabelle: Medizin/Zahnmedizin, Biologie, Chemie, Physik, Maschinenbau und Rechtswissenschaft, die eher stagnierende oder sinkende Studienanfänger*innenzahlen aufweisen. Im häufigsten Promotionsfach Medizin ist die Studienanfängerzahl durch die bundesweite Zulassungsbeschränkung begrenzt, so dass eine nicht unerhebliche Zahl von Personen ein Medizinstudium im Ausland absolviert und ggf. dort promoviert . Die Tabelle zeigt lediglich die Fächer, in denen im Durschnitt mindestens 80 Promotionen erfolgten. In rund 140 weiteren beim Statistischen Bundesamt gelisteten Fächern finden jeweils weniger Promotionen pro Jahr statt.

Um die Menge der Promotionen je Fach einordnen zu können, ist eine Relativierung sinnvoll. Diese könnte, wie in der Grafik oben, an der Anzahl der Studienanfänger*innen im Fach stattfinden, sinnvoller erscheint jedoch in diesem Fall die Relativierung an der Anzahl der (für eine Promotion qualifizierenden) Abschlüsse auf Masterniveau (Master, Staatsexamen, ...). Die Ergebnisse für die Fächer mit mindesten 80 Promotionen im Durchschnitt der Jahre 2019-2021 sind in der unten stehenden Tabelle zu finden.
Laut dem Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 lag 2018 die durchschnittliche Promotionsdauer bei 4,7 Jahren. Um den zeitlichen Versatz von etwa 4,5 Jahren nachzubilden und gleichzeitig die Zahlen durch die Betrachtung eines längeren Zeitraums zu glätten, wurde die durchschnittliche Anzahl der Promotionen in den Jahren 2019-2021 (Median: Mitte 2020) ins Verhältnis mit den Abschlüssen auf Masterniveau der Jahre 2014-2017 (Median: Jahreswechsel 2015-16) gesetzt.

Gegenüber der Tabelle mit den absoluten Zahlen ändert sich bei der Relativierung die Reihenfolge der Fächer etwas. Die klassischen Naturwissenschaften Chemie, Biologie und Physik führen jedoch gemeinsam mit der Medizin und Zahnmedizin weiterhin die Liste an. Die Promotionszahlen im Fach Maschinenbau / -wesen und Rechtswissenschaft werden beispielswese jedoch deutlich relativiert.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass es auch Promotionen von Personen mit im Ausland erworbenem Hochschulabschluss gibt und dass auch fachfremd promoviert werden kann (z.B. Mediziner*innen, die einen Dr. rer. nat. erwerben). Außerdem hätte eine (hier nicht erfolgte) Berücksichtigung der Master-Abschlüsse an Hochschulen für angewandte Wissenschaften hätte hier in den entsprechenden Fächern (z.B. Ingenieurwissenschaften, BWL) zu noch niedrigeren Promotionsquoten geführt.

Weitere Daten zu Studienabschlüssen für Deutschland insgesamt sowie für die einzelnen Bundesländer finden Sie hier in unserem Portal CHE Hochschuldaten.

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